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Stuttgart Rosenstein

Die Stadt des 21. Jahrhunderts ist nachhaltig und resilient zugleich. Nur die produktive Balance zwischen Flexibilität und Stabilität, Redundanz und Vielfalt, Autarkie und Austausch, Kultur und Subkultur, Kompaktheit und Dezentralität sowie Individualität und Kollektivität macht sie dauerhaft wandlungs- und damit zukunftsfähig.

Die Nutzungen werden horizontal und zeitlich überlagert. Gewerbliche Nutzungen sind ausnahms-los in den unteren Geschossen, Wohnen in den oberen, bis auf öffentliche Gebäude, wie Schulen und Museen. Der Stadtverkehr muss eine Wandlung vom motorisierten Individualverkehr zu multimodaler Mobilität erfahren. Rückgrat des Stadtverkehrs wird eine Mischung leistungsfähiger Verkehrsmittel mit hohem Flächenwirkungsgrad sein. Dazu gehören auch in Zukunft vor allem das Zufußgehen, das Radfahren und Busse und Bahnen. Die Radschnellwege werden schon mit dem Wechsel vom Bahnbetrieb zur Bauphase als grünes Rückgrat angelegt und festgeschrieben. Der öffentliche Raum darf nicht mehr für Dauerparken zweckentfremdet werden. Der ruhende Verkehr wird in den Katakomben der Baublöcke untergebracht. Diese Unterwelten stellen später die Reserve für den stetigen Wandel der Ansprüche an Stadt und Verkehr dar, z. B. für die Realisierung zukünftiger Logistik und Lagerflächen.

Die Baustrukturen sollen im Grundgerüst robust und flexibel sein. Das Skelett der Stadtbauten muss min. 2-3 strukturelle Wandlungen in seiner Lebenszeit ermöglichen. Zeitachsen und Bauphasenmanagement sowie Parzellenbildung und Grundstücksvergabe bestimmen die zukünftige Stadtentwicklung komplementär zur Infrastruktur. Die Inszenierung des Wandels und der Brachen entscheidet über Akzeptanz und vermeidet spekulative Verluste. Die Topografie der Bahnanlage und ihr Talent, Verbindungen zu bauen, Brücken zu schlagen, wird zur Grundlage der Planung. Die Parkachsen und die Bahnbögen sowie die aus dem vorhandenen Stadtgrundriss weiterentwickelten Stadtteilverknüpfungen bestimmen die zukünftige Verflechtung und die stadträumlichen Bezüge. Die etablierten Kaltluftströme im Nesenbachtal sind manifeste Größen der Stadt und unserer Planung.

Die Grünbezüge der Talschaukeln sind Anlass für Zäsuren durch Öffnungen. Hier wird das Terrain bewusst und entschieden verflacht. Es entstehen 13 Teilquartiere, die in ihrer Nutzungsausprägung und Bebauungsreihenfolge flexibel handhabbar sind. So ist die Entwicklung für Sachzwänge und zukünftige Nutzungsansprüche – selbst für potenziellen Schienenverkehr – immer offen. Die Charakteristik dieser Teilquartiere wird aus den räumlichen Qualitäten der Topografie gewonnen. D.h. die Landmarken der Einzelquartiere, die „Adressen“, sind auch schon als unbebaute Brache vorhanden und verwendbar. Die Fortentwicklung der Stadt denkt und überprüft ihre Perspektiven in Szenarien.

Der Blockplan und die Topografie sowie die Grünschneisen und die Gleistrassen bestimmen die Ordnung. Die planerische Realisierung der Quartiere und der Einzelblöcke wird durch eine Stadtpartitur offen und flexibel gehalten. Als Takt der Partitur gelten Festsetzungen wie Parzellengröße, Schulstandorte oder Grünschneisen. Als Symbol für die historische Prägung des Ortes und den radikalen Bruch mit der Vergangenheit bleibt die denkmalgeschützte Substanz der ehemaligen Bahnbauwerke allgegenwärtig – die kreative Nutzung ihres identitätsstiftenden Potenzials durch behutsame Transformation bildet zugleich einen wichtigen Ausgangspunkt für die zukünftige Entwicklung des Quartiers. Im jeweils spezifischen Wandel der Funktion wird das historische Erbe dabei bewusst nicht musealisiert, sondern als wertvolle Ressource für die Gestaltung differenzierter urbaner und (landschafts-) räumlicher Qualitäten produktiv gemacht.

Die urbane Resilienz ist nicht zuletzt eine Frage der Identifikation mit der Stadtgemeinschaft: Kultur und Subkultur sowie atmosphärisch genutzte Substanz bzw. Körnung werden Schrittmacher der Quartiersentwicklung. Soziale Nutzungen im EG werden eine ähnlich wichtige Rolle spielen wie der Einzelhandel. Für die soziale Mischung der Quartiere gibt es Milieuprofile, ähnlich wie in den Segmenten des Stuttgarter Talkessels. Die soziale Mischung gelingt durch Vorgaben in der Wohnungswidmung sowie durch Sicherung der vorhandenen Bewohnerstrukturen im Nordbahnhofviertel. Ein Zeitfächer erlaubt eine ungleichzeitige Entwicklung der Quartiere. Spätere Weiterentwicklungen bekommen einen starken Fokus, weil gesetzte Freiflächen Allgemeingut werden und zwischengenutzt werden können.

Die Schulstandorte werden als zentrale Stadtaktivierungsbereiche offener und mehrfach genutzt. Schule muss in Zukunft als offener Campus im Herzen der Quartiere eine generationenverbindende Institution werden, die über Bildungsangebote für lebenslanges Lernen hinaus, Stadtmanagement-aufgaben in den Quartieren unterstützt, soziokulturelle Arbeit fördert und u.a. Freizeitangebote für eine 24/7-Nutzung bietet. Schulen benötigen Raum für alle. Der Zusammenhalt einer immer heterogener werdenden Gesellschaft ist eine der größten sozialen Aufgaben der kommenden Jahrzehnte.

Dabei bieten Schnittstellenräume in den Erdgeschossen der Schulen beste Voraussetzungen, Bildungsangebote mit Quartiersangeboten zu verknüpfen. Darüber hinaus können Vereinsstrukturen gestärkt und ausgebaut werden. Musik und Kunst, Theater und Werken, aber auch zentrale Einrichtungen wie z.B. Mensa und Bibliothek/Mediathek gewinnen zunehmend an Bedeutung. Wenn in Zukunft der überwiegende Teil der alten Berufe von Algorithmen besser erledigt werden, werden Mensch zu Mensch-Tätigkeiten und künstlerische Auseinandersetzungen mit dem Leben wesentlicher.

Die IBA`27 kann als kreativer Impulsgeber für baukulturelle Innovation und Qualität wichtiger Partner bei der modellhaften Gestaltung von Projekten und Prozessen sein. So könnte sie sich eines der Teilquartiere als Ausstellungsfläche aneignen und exemplarisch prägen, z.B. westlich der Nordbahnhofstraße oder im (Sub-)Kultur-Quartier zwischen neuem Lindenmuseum und Schloss Rosenstein – inkl. der Untergeschosse des Paketpostamtes. Hier entsteht auch der Neuzugang zur Erweiterung des Rosensteinmuseums im historischen Bahntunnel der ersten Generation. Der jetzige Rosenstein-Bahntunnel und die grüne Brücke werden als Radschnellweg und potenzielle Straßenbahntrasse nach Cannstatt verlängert. Ein Teil der Nutzer des „Container City – Kulturschutzgebiet Wagenhalle“ kann in die renovierte Wagenhalle einziehen. Da nicht alle Kulturaktivitäten zum neuen städtebaulichen Kontext der Wagenhalle passen werden, bietet das (Sub-)Kultur-Quartier die Möglichkeit, weiterzuziehen und eine einzigartige Verbindung zwischen den verschiedenen Kulturarten und Institutionen zu schaffen. Kurzzeitig neben Langfristig bietet Innovation und schafft zugleich Perspektiven – Ein wichtiger Baustein einer neuen Quartieridentität.

Die Gliederung schafft zwölf unterschiedliche Nachbarschaften, von denen einige – darunter die Schul-Campi oder die Kultur- und Sportareale – homogene Nutzungszusammenhänge bilden. Die zentralen Wohnquartiere sind als Fortentwicklung des Eisenbahndörfles um das Nordbahnhofviertel konzentriert.

Die Grünschneisen zwischen den Nachbarschaften führen Freiräume als Grünverbindungen über besondere topografische Situationen wie Hänge oder Schneisen in den Park und zu Anknüpfungs-punkten in der besonderen Stadtstruktur Stuttgarts. Bei der Quervernetzung wurde darauf geachtet, dass sich jede Straßenschneise im Gegenüber der Blockstrukturen wiederfindet. In der Körnung der Bebauung wird eine offene Zeilenbebauung zum Park hin vorgeschlagen. Diese enthält Gebäude, die den Höhensprung der Topografie optimal vermitteln. Die grünen Hänge zwischen den Gebäuden dienen zum einen als Gärten der Wohnungen und verzeichnen zum anderen in ihrer Mitte das Prinzip der Stuttgarter Stäffele. Die Hochpunkte in der Bebauung setzen den Rhythmus der bereits vorhandenen Hochpunkte entlang der Heilbronner Straße und der Parkkante fort.

Das Europaviertel 2.0 wird im Osten durch drei Sonderbauten – das Kongresszentrum, eine Konzerthalle sowie ein Mineralbad – komplettiert. Die Bauten werden von der Hauptwegeroute und dem Nesenbach eingerahmt und bilden den Übergang zum Rosensteinpark. Mithilfe der neuen Wegeverbindung für Radfahrer und Fußgänger wird überdies eine nahtlose Anbindung in die angrenzende Innenstadt gewährleistet. Die Neubauten sind fußläufig in weniger als 600 m Entfernung vom neuen Tiefbahnhof aus zu erreichen.

Das Rosensteinviertel entwickelt sich in Richtung Schloss Rosenstein mit den Hauptwegerouten über die historischen Gleisanlagen weiter in Richtung Neckarknie durch den ehemaligen Eisenbahntunnel bis nach Cannstatt. Das Quartier wird von einer Nutzungsmischung, bestehend aus Wohnen, Arbeiten, Gastronomie, sozialen Einrichtungen, Bildungseinrichtungen und Sport, sowie von diversen Kulturinstitutionen geprägt. Die Gebäudekomplexe werden vom Wegenetz für Fahrrad und Fußgänger sowie von Grünflächen durchzogen. Diese sollen zum einen der Erholung dienen und zu einem gemäßigten Stadtklima beitragen und zum anderen als verbindendes Element zwischen den Menschen und Natur wirken. Grünflächen, die als Gemeinschaftsgärten genutzt werden, können für regionalen Obst- und Gemüseanbau genutzt werden. Menschen unterschiedlicher sozialer und kultureller Hintergründe finden hier zusammen, können Wissen austauschen, voneinander und miteinander lernen und Kontakte knüpfen, die weit über das Gärtnern hinausgehen.

Die historische Platanenallee begleitet das Viertel bis hinunter zum Schloss Rosenstein und dient als Aktionsraum. Großzügige Rasenflächen seitlich der Allee bieten zudem ausreichend Platz für multifunktionale Nutzungsflächen. Die Arkaden unter dem ehemaligen Postgebäude werden erhalten und beherbergen in Zukunft die Waggons der Künstlerkolonie auf allen Ebenen. Hier wird mit zwei Pavillons der Eingang zur Erweiterung des Rosensteinschlosses im historischen Bahn-Tunnel von 1844 markiert.

Der Panoramaweg bietet auf Höhe des Rosensteinschlosses die Möglichkeit, Stuttgart mittels eines Rundweges durch den Rosensteinpark über die Weißenhofsiedlung und den Stuttgarter Norden bis hin zurück zum Hauptbahnhof auf eine neue, andere Art und Weise zu entdecken.

Das Rosensteinviertel bedeckt als flexibler, taktiler Stadtteppich sanft das schroffe Relief der künstlichen Landschaft und verwendet die zahlreichen Verknüpfungen, um seine Maßstäblichkeit überschaubar und nachbarschaftlich zu entwickeln – trotz der ererbten Barrieren. Die Eingriffe in die Topografie sind punktuell, aber systematisch: An den Straßenzügen wird der Gleisbogen durchbrochen, an den Grünschneisen werden die Talschaukeln mit sanften Gefällen von 5° eingeschnitten. In den Zwischenräumen der Kammstruktur erlauben Stäffele den direkten Übergang. Die Bahnstrecken werden als Fahrradroute und durchgängige Grünbögen erhalten. An den neuen Durchwegungen der unteren Ebene stellen zusätzliche Brücken die ununterbrochene Fortführung der Gleisbögen sicher.

Durch das Rosensteinquartier gelingt es, das bestehende Geflecht der Stadt neu zu verweben. Da der Untergrund der Bahnanlagen inklusive zahlreicher Verknüpfungsbauwerke über ein großes Potenzial verfügt, bleibt dieser erhalten und wird in das neue Quartier integriert. Neue Querverbindungen werden geschaffen, indem die Maschen der Stadtstruktur sortiert und zahlreiche neue Verbindungsfäden gesponnen werden, die das Rosensteinviertel durchflechten.

Sport- und Bewegungsflächen säumen den neuen Rand des Rosensteinpark mit z.B. Tennis- und Fußballplätzen. Die erhöhte Lage des nördlichen Parks im Vergleich zu den ehemaligen Gleisanlagen ermöglicht einen grandiosen Ausblick in den Stuttgarter Kessel. Zudem werden Blickbeziehungen zur Weißenhofsiedlung mit dem angrenzenden Killesberg und dem Fernsehturm geschaffen. Die Konzeption und Platzierung der Sportanlagen berücksichtigt die historische Gestaltung und Wegeführung des Parks, sodass sich die Anlagen unauffällig in die bestehende Parkstruktur eingliedern und der Charakter der Schlossgärten als eigenständige Parkanlage erhalten bleibt. Ziel ist es, den Park nachhaltig zu beleben und dort Menschen aller Generationen und Herkünfte zu vereinen.

Der Nesenbach spielte eine prägende Rolle bei der Entstehung Stuttgarts und soll renaturiert werden. Sein schlechtes Image als Abwasserkanal gehört somit der Geschichte an, und der Nesenbach wird künftig mit Aufenthalt am Wasser, gemeinsamen Abenden und Erholung verbunden. Die Retention werden mit der neuen Bachstruktur verknüpft.

Verkehr und Mobiltyhubs verbinden das neu entstehende Rosensteinviertel durch ein engmaschiges Wegenetz nicht nur mit Stuttgart Mitte oder über den Neckar mit Cannstatt (mittels der begrünten Eisenbahnbrücken von 1910), sondern auch die angrenzenden Stadtteile mithilfe horizontaler Verbindungen, die bislang durch das Bahngelände separiert waren. Das Hauptaugenmerk liegt hierbei auf einer innovativen Infrastruktur und der Entwicklung eines autoarmen Quartiers, wodurch ein fahrradorientierter Lebensstil in den Mittelpunkt rückt. So sind an den wichtigsten Knotenpunkten sogenannte „Mobility Hubs“ vorgesehen, die einen nahtlosen und einfachen Wechsel zwischen verschiedenen Verkehrsmitteln ermöglichen. Hierdurch soll eine Schwerpunktverlagerung auf den Fuß- und Radverkehr bei gleichzeitiger Entlastung des Individualverkehrs erzielt werden. „Mobility Hubs“ leisten, insbesondere auch im Hinblick auf den demografischen Wandel, einen wichtigen Beitrag zu einer verbesserten Erreichbarkeit. So ist es auch Menschen ohne dauerhafte PKW-Verfügbarkeit möglich, kostengünstig und flexibel mobil zu sein. Zudem ist das Rosensteinviertel von kurzen Wegen geprägt, sodass viele notwendigen Erledigungen fußläufig oder mit dem Fahrrad in einem Radius von maximal 600 m möglich sind. Nur so können Menschen auch ohne PKW und daher kostengünstig und flexibel mobil sein.

Die Vernetzung im öffentlichen Verkehr erfolgt neben der bestehenden Straßenbahnstrecke in der Nordbahnhofstraße und dem neuen S-Bahn-Haltepunkt Mittnachtstraße vor allem über die neue West-Ost-Achse in Verlängerung der Mittnachtstraße. Diese Achse stellt gleichzeitig die bislang fehlende Stadtteilvernetzung über den Schlossgarten her. Es sind verschiedene Linienführungen und Verknüpfungen denkbar. (Eine Weiterführung im Westen bis zur Heilbronner Straße und darüber hinaus wäre als Option zu untersuchen.)

Die Reduzierung des Individualverkehrs wirkt im Rosensteinviertel einem potenziellen Parkdruck entgegen und stellt langfristig, durch Umnutzung der ehemaligen TG-Stellplätze, Optionsflächen zur Verfügung. Diese zusätzlichen Flächen können sukzessive in Lager- und Logistikflächen umgenutzt werden.

Die Straßenbahnlinie entlang der Cannstatter Straße erhält eine Abzweigung und bindet in Zukunft das Rosensteinquartier durch den Rosensteinpark in Richtung Mittnachtstraße an. Alternativ ist auch eine Verknüpfung durch den heutigen Eisenbahntunnel nach Cannstatt möglich.

Ein klimaneutrales Stadtquartier wird durch geringen Energieverbrauch der Gebäude und der Mobilität, die Versorgung mit erneuerbaren Energien und die Reduzierung der Grauen Energie beim Neubau erreicht. Für eine hohe Lebensqualität der Bewohner und die Erhaltung der natürlichen Ressourcen wird ein gutes Mikroklima und ein hoher Anteil an Grünflächen, eine hohe Biodiversität und ein zukunftsorientiertes Wassermanagement benötigt. Diese Aspekte erleichtern die Anpassung des Stadtquartiers an den Klimawandel. Die soziale Mischung soll, wie historisch in Stuttgart verankert, im ganzen Areal engmaschig umgesetzt werden, ohne zu konfrontieren. Änderungen der Bedürfnisse der Bewohner sollen in der Quartiersstruktur und den Gebäudetypologien flexibel aufgenommen werden können und so die Langlebigkeit des Stadtquartiers gewährleisten. Die im Quartier entstehenden Stoffströme sollen ressourcenschonend und soweit möglich in Kreisläufen (auch über die Arealgrenzen hinaus) geführt werden können. Die Infrastruktur soll die Möglichkeit für kontinuierliche Verbesserungen der Nachhaltigkeit des zukunftsfähigen Stadtquartiers und den Einsatz zukünftiger Technologien bieten.

Die Dachflächen der Gebäude erfahren eine vielfältige Nutzung und werden mit Photovoltaikanlagen sowie Dachbegrünungssystemen versehen oder können als Dachterrassen mit Gemeinschaftsgärten genutzt werden. Fassadenbegrünungen leisten, durch ihre Funktion als Schadstofffilter, einen Beitrag zur Verbesserung des Mikroklimas, dienen zur Lärmminderung und wirken temperaturausgleichend. Die Pflanzen halten Wasser zurück, wodurch es zu einer Entlastung des Kanalnetzes kommt, und stellen einen wichtigen Rückzugs- und Lebensraum für verschiedene Insekten- und Vogelarten dar. Somit werden Verbindungen zwischen den unterschiedlichen Lebensräumen geschaffen und dem Inseleffekt entgegengewirkt.

Das Freiraum- und Ausgleichskonzept sieht vor, die als Ausgleichsfläche planfestgestellte Fläche A1 für die Aufwertung und funktionale Ergänzung des bestehenden Rosensteinparks zu nutzen.

Mit den vorgeschlagenen Flächen und den beiden für das Stadtklima bedeutsamen Grünspangen am Gleisfeld Rosenstein werden attraktive und gut geeignete Alternativflächen in größerem Flächenumfang bereitgestellt. Diese sind zudem nicht – wie die o. g. Fläche A1 – am Rande des neuen Stadtviertels gelegen, sondern durchziehen dieses in Korridoren und sichern somit die Vernetzung der Biotope der Bahnanlagen.

Ausgangspunkte des Konzeptes sind die vorhandenen, unbebauten heutigen Gleisflächen. Diese werden behutsam so umgestaltet, dass die Lebensräume für die charakteristischen Tier- und Pflanzenarten aufgewertet werden, die an trocken-warme und nährstoffärmere Standorte angepasst sind. Neben Gleisschotterflächen finden sich Feingrusflächen, Ruderalflächen, kleine Stein- und Blockhalden, ergänzt mit Trockenmauern, Gabionen und Totholzelementen wie Reisigbündel, Baumstämme und -wurzeln. Alle Strukturen werden über den Tagesverlauf gut besonnt. Die Realisierung erfolgt abschnittsweise so früh, dass die neuen Lebensräume bereits funktionsfähig sind, bevor die jeweils benachbarten künftigen Siedlungsflächen erstellt werden. So wird erreicht, dass die typischen Tiere und Pflanzen die neuen Biotope besiedeln können. Zur Begründung der typischen Vegetation werden die bestehenden geeigneten Pflanzenbestände sukzessive beerntet und die gewonnenen Samen ausgebracht.

Die Ausgleichsflächen sind nicht den Tieren und Pflanzen vorbehalten, sondern dienen als Grünzüge der landschaftsbezogenen Erholung. Trockenmauern, Gabionen und Holzstämme laden auf ihre Art zum Verweilen und Naturbeobachten ein. Kinder nutzen sie als naturnahe Spiel- und Erlebniswelt. Für die Ausgleichsflächen wird ein Pflegemanagementkonzept entwickelt, damit die Eignung und Funktion der Flächen nachhaltig gesichert bleibt.


Standort

Stuttgart

Projektpartner

ts/c, Marcel Heller, OrangeEdge, ATP sustain, Thorsten Erl, Henning Krug

Jahr

2019

Wettbewerb

2. Phase